Warnsignal für Eltern: Zwei Kindersitze fallen durch im ADAC-Test 2025

ADAC-Kindersitztest Herbst 2025: Zwei Modelle fallen durch – was Eltern jetzt wissen sollten

Stand: 1. Oktober 2025 · Lesezeit: ca. 6 Minuten

Quelle Bild: ADAC / Test und Technik

Kurzzusammenfassung

  • Zwei mitwachsende Kindersitze sind im aktuellen ADAC-Test wegen gravierender Sicherheitsmängel durchgefallen.
  • Betroffen sind Modelle, die Kinder von 40 bis 150 cm abdecken und teils unter verschiedenen Bezeichnungen im Onlinehandel auftauchen.
  • Eltern sollten vorhandene Exemplare nicht weiter nutzen, den Händler kontaktieren und Alternativen prüfen.

Warum dieser Test so wichtig ist

Reine Zulassungsprüfungen nach UN R129 (i-Size) setzen Mindeststandards. Der ADAC geht in seinen Prüfungen bewusst darüber hinaus: Die Crashtests orientieren sich an moderner Unfallforschung und simulieren deutlich höhere Belastungen. So zeigt sich, ob ein Sitz echte Sicherheitsreserven besitzt – oder unter Extremkräften konstruktiv versagt.

Die getesteten Kindersitze im Detail

Im ADAC-Kindersitztest Herbst 2025 wurden insgesamt mehr als 20 Babyschalen & Kindersitze geprüft. Neben vielen guten und sehr guten Ergebnissen gab es zwei deutliche Ausreißer nach unten – beide in der Kategorie der mitwachsenden Sitze für Kinder von 40 bis 150 cm Körpergröße. Hier die Details:

Chipolino Olympus i-Size

Chipolino Olympus i-Size

Quelle: ADAC / Ralph Wagner

  • Testergebnis: mangelhaft (5,5)
  • Sicherheitsbewertung: ungenügend – Schale riss beim Frontalcrash von der Basis ab
  • Einbauarten: rückwärtsgerichtet mit Isofix (40–87 cm), vorwärtsgerichtet mit internem Gurt (76–105 cm) und später als Gurt­sitz (100–150 cm)
  • Hauptproblem: strukturelles Versagen der Sitzverbindung bei rückwärtsgerichteter Nutzung → hohes Verletzungsrisiko

 

Reecle 360 (ZA10 i-Size / 946i i-Size)

Reecle 360 (ZA10 i-Size / 946i i-Size)

Quelle: ADAC / Ralph Wagner

  • Testergebnis: mangelhaft (5,4)
  • Sicherheitsbewertung: ungenügend – Drehteller löste sich im Crash von der Unterkonstruktion
  • Einbauarten: ebenfalls nutzbar von 40 bis 150 cm, wahlweise rückwärts oder vorwärts gerichtet mit Isofix oder Dreipunktgurt
  • Hauptproblem: unzureichende Stabilität der Drehmechanik, insbesondere bei Rückwärtsnutzung → Verlust der Schutzwirkung

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem aktuellen Test

  • Rückwärtsgerichtete Nutzung als Schwachpunkt: In den kritischen Versuchen mit entgegengesetzt zur Fahrtrichtung montiertem Sitz lösten sich die Sitzschalen von der Unterkonstruktion. Das Risiko für schwere Verletzungen steigt dadurch massiv.
  • Mechanische Verbindungen brechen: Problemzonen sind verschraubte Übergänge zwischen Schale, Drehteller und Basis. Wenn diese Verbindung versagt, verlieren auch Gurte und die Top-Tether-Halterung ihre Schutzwirkung.
  • Uneinheitliche Modellnamen erschweren Identifikation: Ein betroffenes Modell wird im Handel möglicherweise unter mehreren Bezeichnungen geführt; nur die Zulassungsnummer auf dem Prüfsiegel bietet eindeutige Orientierung.
  • Gesetzlich zugelassen – trotzdem abgeraten: Auch wenn die Norm erfüllt wird, rät der ADAC im Sinne der Sicherheit vom Kauf der betroffenen Modelle ab.

Was bedeutet das konkret für Eltern?

  1. Vorhandenes Exemplar nicht weiter nutzen: Wer einen der betroffenen Sitze besitzt, sollte ihn sofort außer Betrieb nehmen.
  2. Händler kontaktieren: Kulanzlösungen sind möglich. Innerhalb von zwei Jahren ab Kauf kann zudem die Sachmängelhaftung eine Option sein (Einzelfallprüfung erforderlich).
  3. Beim Neukauf auf nachweislich gute Crashwerte achten: Nicht nur auf die Norm schauen, sondern aktuelle, unabhängige Testnoten berücksichtigen.

So erkennst du riskante Produktkonzepte

  • Sehr großer Größenbereich (40–150 cm): Mitwachsende All-in-One-Sitze sind praktisch, aber technisch anspruchsvoll. Achte darauf, dass sie in allen Einbauvarianten solide abschneiden.
  • Drehmechanismus: Komfortabel, aber sicherheitskritisch, wenn die Drehaufnahme die Crashkräfte nicht zuverlässig überträgt.
  • Mehrere Handelsbezeichnungen: Weichen Produktname, Bedienungsanleitung und Shopbezeichnung voneinander ab, prüfe unbedingt die Zulassungsnummer und unabhängige Tests.

Checkliste vor dem Kauf

  • Fahrzeugkompatibilität: Isofix-Position, Platzbedarf (inkl. Stützfuß), Neigungswinkel, Gurtverlauf prüfen.
  • Einbauvarianten real testen: Reboard (bis mind. 15 Monate, besser länger) und später vorwärtsgerichtet – beide Varianten müssen stabil wirken.
  • Gurtsitz vs. internes Gurtsystem: In Übergangsphasen (z. B. 100–150 cm) genau prüfen, ob die Führung des Fahrzeuggurts sicher ist.
  • Aktuelle Testnoten: Auf Sicherheitskapitel und Frontal-/Seitencrash achten, Komfort und Schadstoffe separat werten.
  • Service & Kulanz: Rückrufpolitik, erreichbarer Support und klare Kommunikation sind Pluspunkte.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich einen betroffenen Sitz einfach zurückgeben?
Ein pauschaler Rückgabeanspruch allein wegen eines schlechten Testergebnisses besteht nicht automatisch. Händlerkulanz ist aber möglich; innerhalb der gesetzlichen Fristen kann zudem Sachmängelhaftung in Betracht kommen.

Ist mein Sitz sicher, wenn er die Norm erfüllt?
Die Norm legt Mindeststandards fest. Ein guter Test darüber hinaus zeigt, ob der Sitz zusätzliche Sicherheitsreserven hat.

Ab wann sollte mein Kind vorwärts fahren?
Gesetzlich müssen Kinder 15 Monate rückwärts fahren. Empfohlen ist deutlich länger. Der ADAC empfiehlt bis ca. 4 Jahre rückwärts zu fahren, weil die Nackenmuskulatur kleiner Kinder rückwärtsgerichtet besser geschützt wird – vorausgesetzt, der Sitz ist nachweislich crashstabil.

Fazit

Der aktuelle ADAC-Test ist ein Warnsignal: Zulassung ist nicht gleich Sicherheit im Ernstfall. Wer einen betroffenen Sitz nutzt, sollte schnell handeln, den Händler kontaktieren und auf ein nachweislich sicheres Alternativmodell umsteigen. Beim Neukauf gilt: Testnoten prüfen, Einbau im eigenen Fahrzeug ausprobieren und besonderes Augenmerk auf die Stabilität der mechanischen Verbindungen legen.


Quellenangabe: ADAC https://www.adac.de/news/kindersitztest-2025-zwei-sitze-fallen-durch/

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