Informationen rund ums Thema Spielzeug

Definition von Spielzeug

Bei einem Spielzeug handelt es sich um ein Objekt oder ein Gerät, das meist mit Kindern oder Haustieren in Verbindung gebracht wird.
Jeder Gegenstand der zum Spielen benutzt werden kann, kann als Spielzeug angesehen werden.
Der Zweck eines Spielzeugs liegt in sich selber oder den Spaß, den es ermöglicht und wird daher auch um seiner selbst Willen geschätzt.

 

Allgemeines zum Spielzeug:

Laut der europäischen Richtlinie 88/378/EWG sind Spielzeuge: „alle Erzeugnisse, die dazu gestaltet oder offensichtlich bestimmt sind, von Kindern im Alter bis 14 Jahren zum Spielen verwendet zu werden”.

Der Zweck des Spielzeugs liegt dabei oft in ihm selbst. Es dient der Freude an der Beschäftigung mit seinem Material, seinen Funktionen, seinen Möglichkeiten. Es dient dem Ausleben des Spieltriebs. Mit Spielzeug werden außerdem bestimmte Ereignisse und Beobachtungen des Alltages nachgeahmt und nachgespielt, es werden aber auch eigene Vorstellungswelten realisiert. Spielzeug kann die Bewegungslust oder das Kommunikationsbedürfnis beflügeln und auch Gestaltungskräfte freisetzen. Außerdem können sich Lernprozesse beim Spielen einstellen oder auch unter didaktischen Vorstellungen gezielt geplant werden.

Somit dient das kindliche Spiel, und damit auch das hierbei verwendete Spielzeug, nicht unbedingt der reinen Unterhaltung des Kindes. Durch Spielen und Spielzeug werden Kinder gezielt in ihrer Entwicklung gefördert. Im Spiel können physische, kognitive und soziale Fähigkeiten und Kompetenzen entwickelt und trainiert werden. In diesem Sinne ist jedes Spielzeug, das dazu anregt oder sich dazu eignet, die genannten Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln, ein Lernspielzeug. Der Spieldidaktiker Klaus Kube definiert all jene Spielformen als Lernspiel, „mit deren Hilfe im ursprünglichen Sinn das Lernen von Zeichen, Begriffen und Fakten sowie deren regelhaften Ordnungsbeziehungen provoziert werden sollen“. Lernspielzeuge im didaktischen Sinne sind also Spielzeuge, mit deren Hilfe ein Kind Sprechen, Lesen, Rechnen und das Zuordnen und Erkennen abstrakter Qualitäten wie z. B. Form, Farbe etc. erlernen kann. Spielzeug wird vor allem hinsichtlich seiner pädagogischen und edukativen Eignung ausgesucht. Wichtiger als monetäre oder ästhetische Aspekte ist die Frage, ob ein Spielzeug als Lernmittel dient und einen pädagogischen Wert für die positive Entwicklung des Kindes hat.

 

Schon seit Urzeiten wird Spielzeug, in Form von Puppen oder Waffen beispielsweise, von Kindern auch zum Einleben in die spezifische Geschlechterrolle und zur Sozialisation in der Gesellschaft genutzt. Die jungen Griechen und Römer des Altertums spielten mit Kreiseln, Würfeln und Pferden mit Reiter und Fuhrwerk. Von den Knaben erwartete das Rollenverständnis auch, dass sie sich mit Holzschwert und Soldatenfiguren in Krieg und Kampf übten. Immer lebensnaher wurde das Spielzeug, das Jungen und Mädchen auf ihre späteren Aufgaben in der Gesellschaft vorbereiten sollte. Für Kinder der armen Bevölkerung bestand der Alltag größtenteils aus Arbeit. Sie mussten im Haushalt und auf dem Feld helfen, betteln und Geld verdienen, um die Familie über Wasser zu halten. In der wenigen Freizeit vergnügten sie sich mit den einfachsten Dingen, bastelten aus Kastanien, Eicheln und Tannenzapfen kleine Männchen oder erschufen aus Sand, Steinen, Ästen und Erde eine Traumwelt. Die Spielzeuge der gehobenen Schichten, beispielsweise fein ausstaffierte Puppen, Steckenpferde, Windmühlen, große Holzreifen, Glasmurmeln, silberne Babyrasseln oder Ritterfiguren, waren für sie unerreichbar. Jungs bekamen Ritter-, Turnier- und Jagdfiguren, sogar Miniaturausgaben von Waffen, wie Armbrust oder Pfeil und Bogen. Mädchen spielten mit Puppen, Puppenstuben und Nähutensilien. Die Kluft zwischen den sozialen Schichten existierte bis ins Mittelalter und darüber hinaus. Heute scheint die Spielzeugwelt grenzenlos und vor allem klassenlos zu sein. Was früher dem Nachwuchs wohlhabender Eltern vorbehalten war, ist heute durch Massenfertigung zum preiswerten Artikel für jedermann geworden.

Ein ganz besonderes Spielzeug war und ist die Puppe – das kleine Ebenbild des Menschen. Bereits in den römischen, griechischen und ägyptischen Kulturen wurde es gepflegt. Die antiken Puppen wurden aus verschiedenen natürlichen Materialien gefertigt, der Kopf war oft aus Holz, Knochen, Elfenbein, Ton oder Wachs. Im 19. Jahrhundert begann die serienmäßige Herstellung von Puppen, wie z. B. im thüringischen Sonneberg. Der Umsatz stieg kontinuierlich. Es kamen Köpfe aus Porzellan dazu, die Körper wurden aus dem geschmeidigen, gummiartigen Guttapercha, später aus Zelluloid gefertigt. Der krasse Gegensatz dazu wurde 1952 in Amerika ge­boren: die Barbiepuppe. Sie wurde millionenfach maschinell produziert und kam 1964 auch in Deutschland auf den Markt. Von Beginn an wurde sie teils hoch geschätzt, teils verworfen und stets kontrovers diskutiert. Die Frage ist, ob die bewusst aufreizende Puppe mit ihren extremen Proportionen für ein Nachahmungsspiel geeignet ist oder schon früh ein falsches Weltbild und eine ungesunde Selbstwahrnehmung fördert. Die Nachahmungsspiele gehören zu den beliebtesten Kinderspielen. Wenn das älteste Kind einer Familie in die Schule kommt, spielt es nachmittags oft den Lehrer, die jüngeren Geschwister sind die Schüler. So wird das Erlebte verarbeitet. Nachahmungsspiele sind auch von großem pädagogischem Wert, da Kinder lernen soziales Verhalten bzw. soziale Normen zu imitieren und sich später im Alltag entsprechend zu orientieren.

Ein anderes Kultspielzeug verbindet seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur Städte miteinander – die Eisenbahn. Sie fasziniert seit jeher und zog in Form von naturgetreuen Modellen auch in die Kinderzimmer ein. Sie verfügte ursprünglich über einen von Hand aufziehbaren Federmotor. Erst in den 1930er Jahren kam dann die elektrische Eisenbahn auf den Markt. Der Elektromotor setzt technische Kenntnisse voraus und änderte das Spiel mit der Eisenbahn grundlegend. Die Väter sprangen nur allzu gerne ein und halfen beim Aufbau der Anlage. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in fast jedem deutschen Kinderzimmer eine elektrische Eisenbahn. Die legendäre Firma Märklin ist noch immer führend auf dem Gebiet der Spielzeug-Eisenbahn und produziert auch heute noch für Sammler, Liebhaber und Nostalgiker. 

 

Die Geschichte des Spielzeugs

Spielzeuge sind fast so alt wie die Menschheit selbst. Durch archäologische Grabungen fand man heraus, dass bereits in der jüngeren Steinzeit Kinderspielzeug existierte. Dabei ist das älteste, bis heute bekannte Spielzeug die Puppe. Sie wurde damals aus fast allen verfügbaren Naturmaterialien hergestellt. So gibt es Überlieferungen und Funde von Puppen aus Holz, Ton, Stroh, Keramik und sogar aus tierischen Hinterlassenschaften, wie beispielsweise Kuhfladen. Die meisten antiken Spielzeuge wurden in historischen Kindergräbern gefunden. Man fand außerdem auch kleine Spielzeuge, mit denen Geräusche erzeugt werden konnten. So sind beispielsweise Rasseln, Pfeifen oder Ratschen bereits seit vielen Jahrtausenden als Spielzeuge für Kinder bekannt.

Die ältesten bekannten Brettspiele stammen aus dem 5. Jahrtausend vor Christus. Das Spiel „Mühle‟ ist zum Beispiel mehr als 2.000 Jahre alt. Im alten Ägypten waren Brettspiele wie „Dame‟ sehr beliebt, was zeitgenössische Wandmalereien belegen. Nachgewiesen ist außerdem, dass in Ägypten Spielsachen aus Holz bereits mit beweglichen Gliedmaßen hergestellt wurden. Im gesamten Mittelmeerraum wurde als Material für das Spielzeug neben Holz auch Ton, Terrakotta und Gips verwendet. Die Römer verfügten damals bereits über geschlechtsspezifische Spielzeuge, um die Kinder auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorzubereiten. Die Jungen spielten mit Holzschwertern, Soldaten- und Gladiatorenfiguren, wobei die Mädchen mit Puppen und nachempfundenem Kochgeschirr spielten, um sich auf die Rolle der Hausfrau vorzubereiten.
Sportspiele sind spätestens seit der griechischen Kultur in Form der Olympischen Spiele bekannt. Das Glücksspiel mit Würfeln hingegen kennt man bereits seit Homers Zeiten. Als Würfel verwendete man damals Astragale, das sind Sprungbein-Knöchelchen von Schafen und Ziegen. In den letzten Jahrhunderten vor der Geburt Christus fanden dann Tiernachbildungen bei Kindern besonderen Anklang. So wurden bei Ausgrabungen Löwen, Elefanten und Krokodile als Tierminiaturfiguren gefunden, die bewegliche Gliedmaßen und bewegliche Kiefer besaßen.

 

Spielzeug im Mittelalter

Im Mittelalter erlebte das Spielzeug dann einen regelrechten Boom. Die Spielzeuge wurden zunächst von Hand in Heimarbeit hergestellt und zum Verkauf in der näheren Umgebung angeboten. Sie wurden auf Kraxen geladen und man ging damit von Ort zu Ort. Serienmäßig angefertigte Puppen wurden „Docken‟ genannt – gleichzeitig entstand so die Zunft der Dockenmacher. Die Köpfe waren aus Holz oder Ton gefertigt, dazu gab es verschiedene Puppenkleider, passendes Zubehör und Dockenhäuser, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuten. Das traditionelle Material für die Herstellung von Spielzeug war das natürliche Holz – leicht zu bekommen und leicht zu bearbeiten. Ab dem 15. Jahrhundert entstanden vor allem dort, wo Bergwerke nicht mehr genug zum Leben hergaben, Spielzeug-Manufakturen wie in Berchtesgaden, Oberammergau, im Grödental in Südtirol und im Erzgebirge. Spielsachen wurden nun auch mehr und mehr zur Demonstration des gesellschaftlichen Status. Während Kinder des Adels mit Spielzeug aus teuren Materialien spielten, mussten sich die Kinder aus der Unterschicht mit einfachen Spielsachen zufrieden geben. Häufig hatten sie daher nur Spielzeug aus Naturmaterialien wie Holz, Stroh oder Bast. Seit dem 16. Jahrhundert sind Hersteller aus dem süddeutschen Raum bekannt, die Spielzeuge in industrieller Produktion fertigen. Insbesondere Nürnberg entwickelte sich in dieser Zeit zur Hochburg der deutschen Spielzeugindustrie. Auch Thüringen wurde nach und nach immer bekannter für seine Spielzeugproduktion – hier spezialisierte man sich hauptsächlich auf die Fertigung von hochwertigen Holzspielzeugen. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden dann viele Spielzeuge aus Metall hergestellt beziehungsweise gegossen. Auch die ersten Schaukelpferde sind aus dieser Zeit bekannt. Das beruhigende Wippen der Wiege war entspannend für die Kinder – Experten streiten sich jedoch darüber, ob das Schaukelpferd nur zum Spiel und zur Entspannung diente, oder aber die Kinder möglichst früh auf das Reiten auf echten Pferden vorbereiten sollte.
Ab dem 18. Jahrhundert wurden Spielzeuge zur Massenware. Die Herstellung von Hand wurde durch maschinelle Produktion ersetzt. Daraus entstanden ganze Industriezweige. Spielzeuge wurden billiger, für eine breitere Masse zugänglich, aber unpersönlicher. Im 19. Jahrhundert kam dann das Blechspielzeug auf den Markt. Dieses Material konnte leicht in Formen gepresst und bemalt werden. In heroischen Zeiten erfreuten sich die Zinnsoldaten überall in Europa großer Beliebtheit und wurden in den Uniformen aller Nationen gefertigt. Ganze Schlachten wurden nachgespielt. Nach dem 2. Weltkrieg hatten die Zinnsoldaten dann ausgedient.

 

Die Industrialisierung verändert auch das Spielzeug

Die Erfindung der Dampfmaschine zur Zeit der Industrialisierung brachte eine neue Art von Spielzeug in die Kinderzimmer: die Eisenbahn. Seit dieser Zeit hält immer mehr Technik Einzug in die modernen Kinderzimmer. Durch die industrielle Entwicklung entstanden auch Spielzeugmarken wie LEGO oder Playmobil, sowie die allseits bekannten Figuren im Überraschungsei. Nürnberg war zu dieser Zeit Mittelpunkt der Holzspielzeugbranche. Seit 1960 wird jedes Jahr im Februar die Spielwarenmesse in Nürnberg abgehalten, wo Hersteller aus aller Welt ihre Produkte anbieten.
Heutzutage beherrschen China und Japan den Spielzeugweltmarkt. Sie produzieren alle Arten von Stofftieren, Plastikspielsachen, etc. und das zu sehr geringen Preisen. In Deutschland tendieren die Eltern jedoch heutzutage wieder zu Holzspielzeug, da es sehr widerstandsfähig, gesundheitlich unbedenklich, vielseitig und robust ist. Allgemein ist trotz zunehmender Technologisierung eine Rückbesinnung auf traditionelles Spielzeug mit hohem pädagogischem Wert ganz ohne Bildschirm bemerkbar. Brettspiele, Lernspiele und Geschicklichkeitsspiele sind zeitlose Klassiker, die nie aus der Mode kommen. Und der ein oder andere Vater bastelt auch heute noch gerne an seiner Eisenbahn im Keller, spielt eine Partie Poker oder eine Runde Schach mit Freunden. Spielzeug begleitet die Menschen seit über 100.000 Jahren und wird die großen und kleinen Kinder auch weiterhin von Anfang an begeistern und in irgendeiner Form bis an ihr Lebensende begleiten.

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